Wenn das Lukasevangelium von der Geburt Jesu erzählt, dann lässt es als Freudenbotschaft an die Hirten auf den Feldern ergehen: „Heute ist euch ein Retter geboren.“ (Lk 2,11) Damit ist aber nicht eine einfache Zeitangabe gemeint. Immer wieder verwendet Lukas dieses „Heute“, weil für ihn die Geschichte dieses Messias aus Nazaret keine Episode der Vergangenheit ist, sondern für heute Konsequenzen hat. Mit dem Kommen Jesu verändert sich die Welt. Die Botschaft der Propheten erscheint in neuem Licht: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“, sagt Jesus in seiner Heimatsynagoge (Lk 4,21). Solchen „Heute“-Aussagen der Heiligen Schrift geht das vorliegende Heft von „Bibel heute“ nach.

Im Buch Deuteronomium z. B. erklärt Mose dem Volk Israel die göttliche Tora. Alles geschieht an einem einzigen Tag, „an eben diesem Tag“ (Dtn 32,48), dem letzten Tag im Leben des Mose. Und immer wieder wird betont, dass dieser Tag „heute“ sei. Das mag paradox klingen, ermöglicht aber auch uns heutigen Leserinnen und Lesern in dieses „Heute“ hineingenommen zu werden. So können auch wir der Botschaft der göttlichen Weisung ganz unmittelbar gegenüber zu treten. Auch die Propheten Israels sind keine Zukunftsvorhersager, wie viele vielleicht meinen, sondern sprechen die Menschen im Hier und Jetzt an. „Jetzt ist es aus!“ – so können sie drohen. „Jetzt kommt die Wende!“ – so machen sie Hoffnung. „Jetzt ist die letzte Chance“ – so mahnen sie. Immer geht es darum, die Gegenwart und ihre Möglichkeiten ernst zu nehmen. „Heute“ entscheidet sich nun einmal wie es weiter geht. Und nur das Heute lässt sich gestalten. „Jetzt“ gilt es, damit anzufangen.