Von Anfang an gab es nicht nur Männer in der Nachfolge Jesu, sondern auch Frauen. Es gab also nicht nur Jünger, sondern auch Jüngerinnen, eine Tatsache, auf die vor allem das Lukasevangelium großen Wert legt (z. B. Lk 8,2f). Und der Apostel Paulus, der an den verschiedenen Orten des römischen Weltreichs mit einer Vielzahl von Frauen zusammengearbeitet hat, führt damit eine Tradition fort, die innerhalb der Jesus-Bewegung ihren Ursprung hatte.
Nimmt man diesen biblischen Befund ernst, dann verändert das den Blick auf unsere herkömmlichen Vorstellungen von Jüngerschaft. Wir haben oft recht romantische Vorstellungen von Jüngerschaft: Als hätten die Jünger und Jüngerinnen einfach alles stehen und liegen gelassen, um Jesus nachzufolgen. Doch es gab wesentlich mehr Brüche und Differenzierungen, als wir vermuten. Und die Entscheidungen waren nicht immer so klar.
Natürlich waren da die Faszination, die von Jesus von Nazaret ausging und diese „unverschämte Freiheit der Kinder Gottes“, die er vorlebte. Aber es gab auch das andere: Besitzlosigkeit, Gewaltlosigkeit und Wanderleben in steter Gefahr für Leib und Leben. Da war es wichtig, nicht alleine zu sein. Und so gab es von Anfang an Ehepaare im Jüngerkreis und damit auch in der Mission der frühen Kirche.