Wie deutet man die Person und Botschaft Jesu? Vor dieser Frage standen die neutestamentlichen Autoren und sie haben sie mithilfe alttestamentlicher „Schlüsselfiguren“, die die Person Jesu, seine Botschaft und die zeitlichen Umstände seines Auftretens „erschließen“, beantwortet. Besonders spannend zu sehen ist, wie und an welchen Stellen der theologischen Argumentation eine alttestamentliche Gestalt „eingespielt“ wird und wie sie zur Profilierung der theologischen Position des neutestamentlichen Autors beiträgt. Oft machen dabei die „Schlüsselfiguren“ eine Wandlung durch, insofern sie im Licht des gestorbenen und auferstandenen Christus gelesen werden. Andererseits aber behalten sie einen Eigenwert, indem sie als „(Be-)Deutungsspender“ eingesetzt werden. So wird das Neue Testament auch im Licht des Alten Testaments gelesen und verstanden.
„Bibel und Kirche“ bietet mit seinem Heft einen repräsentativen Querschnitt dieses Kernthemas kanonischer Theologie. Nach eingehendem Betrachten der Ahnengalerie Jesu, werden einzelne alttestamentliche Gestalten wie Abraham, Sara, Hagar, Rebekka, Rahel, König David, Elija, Jona, Melchisedek und ihre Rezeption im Neuen Testament behandelt. In einem Aufsatz wird näher auf die jüdische Rezeption der Mose-Gestalt im rabbinischen Schrifttum eingegangen, denn für uns Christen hat nicht nur das Alte Testament eine bleibende Bedeutung, sondern auch das jüdische Bibelverständnis kann uns Christen beim Studium der Bibel helfen – so das nachsynodale Schreiben „Verbum Domini“ von Papst Benedikt XVI.