Sehr schnell nach dem Tod Jesu rufen christusgläubige Jüdinnen und Juden Jesus im Gottesdienst als kyrios, „Herr“, an. Obwohl sie strenge Monotheisten sind, nehmen sie Jesus in die Verehrung ihres Gottes hinein. Neueste Forschungen sehen hier ein erstaunliches innerjüdisches Phänomen. Mit der Ausbreitung des Christusglaubens in den Mittelmeerraum und in die Denkwelt der griechischen Philosophie entbrannte in der jungen Kirche eine starke Dynamik: War Jesus Mensch? Oder Gott? Oder musste er nicht beides zugleich sein, um die Menschheit tatsächlich erlösen zu können? Die neue Ausgabe von „Welt und Umwelt der Bibel“ zeichnet die hitzigen, engagierten und bisweilen blutigen Debatten der ersten Jahrhunderte nach, die faszinieren-de Denkmodelle hervorgebracht haben. Die ersten großen, „ökumenischen“ Konzilien versuchten Einigungen und verbannten Häretiker, die keine andere Möglichkeit sahen, als Jesus entweder ganz als Mensch oder als Gott zu verstehen. Bis heute trennt die Sicht Jesu Christi als göttliche Person die Religionen – für Juden und Muslime verletzen die Christen den Monotheismus. Neueste Meldungen aus der Welt der Bibel und der Archäologie im Orient vervollständigen das Heft.